BVDG
Bundesverband Deutscher
Galerien und Kunsthändler e.V.
21.09.2016 | Karin Kneffel - Cologne Fine Art-Preisträgerin 2016
Nach Germanistik und Philosophie nahm Karin Kneffel im Jahr 1981 ein weiteres Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie auf - zunächst in der Klasse eines Bildhauers, später bei zwei Malern. Auf die Frage, was sie von ihren Lehrern mitnehmen konnte, antwortete sie: „Zusammenzufügen, was nicht zusammengehört“ bei Johannes Brus, ein „Augenmerk für das Kolorit eines Bildes“ bei Norbert Tadeusz und „über Malerei nachzudenken“ bei Gerhard Richter. Damit sind drei wesentliche Aspekte ihrer Malerei und ihrer künstlerischen Haltung genannt.
Karin Kneffel hat sich vollkommen der Malerei verschrieben; auch ihre farbsatten Aquarelle und Radierungen erscheinen wie Gemälde. Manche Sujets wirken im kleinen Format der Graphik sogar besonders konzentriert. Beispielsweise die Figuren in einigen Aquarellen, die Kunstwerke betrachten oder die ikonenhaften Portraits von Enten, Schafen und Hühnern in einer Serie von Radierungen.
Mit Motiven von Früchten - die auf all ihren bevorzugten Bildträgern zu finden sind - wurde Karin Kneffel um die Jahrtausendwende einem breiten Publikum bekannt. Die reifen, übergroßen, mit äußerster Delikatesse präzise gemalten Kirschen, Birnen, Beeren und Pfirsiche versetzen jedes Auge in helle Freude. Die suggestive Anziehungskraft dieser Objekte erinnert an die berühmte Geschichte des antiken Malers Zeuxis, der mit seinen Bildnissen von Weintrauben selbst die Vögel täuschte. „Alles ist falsch! Alles ist erlaubt!“ so bringt Karin Kneffel den Eigensinn von Bildwirklichkeiten mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche auf den Punkt.
Künstler dirigieren Blicke. Fand der Blick des Betrachters bei ihren frühen Bildern noch Halt am „realistisch“ Dargestellten, so gerät er angesichts der Komplexität neuerer Werke zusehends ins Schwanken, sucht nach festem Grund und läuft mitunter in die Irre. Durch Brechung der Perspektive: wenn Hunde auf diagonal geklapptem Teppich ruhen; durch Aufhebung der Gravitation: wenn ein Tisch in Untersicht an einem oberen Bildrand hängend erscheint; durch Inversion des Raumes: wenn sich der Hintergrund nach vorne schiebt oder durch Spiegelung oben zu unten wird. Sehgewohnheiten havarieren vor Kneffels Szenerien und geraten in lustvolle Sehnot auf der Suche nach des Rätsels Lösung.
1957 geboren in Marl
1977 - 81 Studium der Germanistik und Philosophie in Münster und Duisburg
1981 - 87 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
1991 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
1996 Stipendium Villa Massimo, Rom
2000 Gastprofessur an der Iceland Academy for the Arts, Reykjavik
2000 - 2008 Professur an der Hochschule für Künste Bremen
2008 bis heute: Professur an der Akademie der Bildenden Künste München
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Düsseldorf
Die bisherigen Preisträger (Auswahl): Dieter Roth, Thomas Bayrle, Astrid Klein, Sigmar Polke, Thomas Schütte, Gert und Uwe Tobias, Katharina Sieverding, Jörg Sasse, Georg Baselitz, Andreas Schulze, Günther Uecker, Tony Cragg, Jürgen Klauke, Leiko Ikemura und Candida Höfer.
Cologne Fine Art und COFA Contemporary:
Köln-Deutz Messegelände, Halle 1, 17. bis 20. November 2016
täglich 11 - 19 Uhr, am 20. November 11 - 18 Uhr
www.colognefineart.de
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