12.11.2019 | Mitgliederversammlung des BVDG 2019
Auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler am 4. November in Stuttgart wurde der amtierende Vorstand einstimmig für drei weitere Jahre wiedergewählt. Der Berliner Galerist Kristian Jarmuschek bleibt Vorsitzender; Karin Schulze-Frieling, Gesellschafterin der Dortmunder Galerie Utermann, ist weiterhin als stellvertretende Vorsitzende tätig und der Hamburger Kunsthändler Thole Rotermund übt wie bisher das Amt des Schatzmeisters aus.
Die Versammlung hat dem überarbeiteten Ehrenkodex des BVDG durchweg zugestimmt. Neu aufgenommen wurde ein Passus über Provenienz und Umgang mit ungeklärten Ansprüchen. An der Neufassung haben neben dem Vorstand weitere renommierte Mitglieder des BVDG mitgewirkt. Der Ehrenkodex formuliert Regeln der Beziehungen von Galerien bzw. Kunsthändlern zu Künstlern und Kunstkäufern. Zugleich werden die besonderen Leistungen und Qualitäten deutscher Kunstmarktakteure akzentuiert.
Pünktlich zur Mitgliederversammlung erschien der Reader zum „Praxistag für Galerien“ – mit Beiträgen zum Urheberrecht, zur Erbschaftssteuer und Bewertung von Kunstbesitz sowie zur Geldwäscheprävention. Der Praxistag für Galerien ist eine vom BVDG konzipierte Kooperation mit Fachreferenten und der Kölner Industrie- und Handelskammer unter Mitwirkung von Studierenden des Mastermoduls Kunstmarkt des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln. Die Veranstaltung fand im Mai mit rund 130 Teilnehmern zum zweiten Mal statt. In ihrem Fokus stehen die Auswirkungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen auf die Praxis der Galeriearbeit.
Auf besonders positive Resonanz stießen die vielfältigen Aktivitäten der Interessengemeinschaft Deutscher Kunsthandel, die der BVDG Anfang 2019 mit fünf weiteren Verbänden maßgeblich mitgegründet hat. Die erste gemeinsame Konferenz fand im Oktober unter dem Titel „Fair und gerecht?“ bei Karl & Faber in München statt. Herausragende Sprecher waren der Publizist und Historiker Michael Wolffsohn und der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier. Im Mittelpunkt der mit rund 150 Besuchern ausgebuchten Tagung stand das Thema Provenienzforschung aus Sicht des Kunsthandels.
Auf der Mitgliederversammlung waren die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Überregulierungen des deutschen Kunstmarktes ein zentrales Thema. Neben den unverhältnismäßigen Belastungen, die den Galerien durch die Künstlersozialversicherung und dem Handel durch das Kulturgutschutzgesetz aufgebürdet werden, stand die seit 2014 für Kunstvermittler abgeschaffte Steuerermäßigung im Vordergrund. Der Kunstmarkt ist mit 19 Prozent Mehrwertsteuer gegenüber den Künstlern (7 Prozent) mit der größtmöglichen Verzerrung der deutschen Steuersystematik konfrontiert.
Die Beauftragte für Kultur und Medien und der Bundesfinanzminister sollten mit einer eindeutigen Aussage im Koalitionsvertrag endlich ernst machen:
„Die Bundesregierung wird sich weiter auf europäischer Ebene für die umfassende ermäßigte Umsatzbesteuerung im Handel mit Kunstgegenständen einsetzen, um so in Deutschland die Rückkehr zum ermäßigten Steuersatz zu ermöglichen.“
Mit der Einführung der ermäßigten Umsatzsteuer für E-Books hat die Kulturstaatsministerin Grütters kürzlich demonstriert, dass auf europäischer Ebene Änderungen durchaus möglich sind.
Um den Aktivitäten von BVDG-Mitgliedern auf Landesebene eine Form zu geben, wurde auf der Versammlung ein sog. Repräsentantenmodell vorgestellt und diskutiert. Erstmals wurden für regionale Belange und Kunstmarktinitiativen für drei Bundesländer Ansprechpartner für Politik und Medien ernannt. Für Baden-Württemberg: Michael Sturm, Berni Fetzer und Rita Burster; für Hessen/Rheinland-Pfalz: Christine Rother und Barbara von Stechow; für Bayern: Angelika Livie und Silke Thomas.
Auf große Freude stießen die Informationen über das ZADIK, dem ab 2020 eine neue Ära bevorsteht. Das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung wurde 1992 vom BVDG gegründet. Es leistet seither herausragende wissenschaftliche Arbeit, organisiert Ausstellungen und gibt Publikationen zur Geschichte des Kunstmarktes heraus.
Im Jahr 2020 wird das ZADIK, das im Dezember 2015 bereits An-Institut der Universität zu Köln geworden ist, als eigenständiges Institut in die Universität integriert. Damit ist seine Zukunft gesichert.
Der BVDG und seine Mitglieder werden das ZADIK auch weiterhin nach Kräften fördern.