27.06.2013 | Im Dialog # 1: Von Nomadentum und dritten Orten | Berlin

Ob in Messekojen oder via E-Mail – Galeristen verkaufen Kunstwerke längst nicht mehr (nur) in ihren Räumen. Wozu also teure Galerieräume unterhalten? Am 28. Juni 2013 fragte der BVDG in der Berliner Galerie KLEMM’s nach neuen Perspektiven für angemessene Ausstellungsräume.

Sowohl Anna Jill Lüpertz (AJLArt) als auch Jörn Bötnagel (BQ) haben in der Vergangenheit Erfahrungen mit der Galeriearbeit ohne feste Räumlichkeiten gesammelt.  Aus erster Hand berichteten sie zunächst von Vor- und Nachteilen dieses Konzepts. Den geringen Mietkosten temporärer, teils ungenutzter Räume und der besonderen Ausstellungsatmosphäre stehen erhebliche Kraftanstrengungen gegenüber: die Unsicherheiten für Künstler, Besucher und Galeristen, vor allem aber der hohe logistische Aufwand bewogen schließlich beide dazu, sich mit ihrer Galerie an einem Standort niederzulassen und sich auf den Kern der Galeriearbeit zu besinnen: persönliche Beziehungen zu Künstlern und Käufern zu pflegen.

Sinn und Notwendigkeit von Galerieräumen schienen für die Anwesenden entsprechend schnell bewiesen: Sie bilden den Schauplatz für die Entwicklung und Ausstellung künstlerischer Positionen ebenso wie die Schaltstelle für international vernetzte Galeriearbeit. Dafür sind Kontinuität und Verlässlichkeit von entscheidender Bedeutung, der Galerieraum ein feste Größe im hoch dynamischen Kunstmarkt. Die Antwort auf den vom amerikanischen Kunstkritiker Jerry Saltz beklagten „Tod der Galerieausstellung“ kann also nicht in einer Abkehr von den Räumen liegen. Vielmehr müssen Ideen entwickelt werden, um der Begegnung in Galerieräumen wieder mehr Gewicht zu verleihen. Ob der Ausstieg aus dem gehetzten Messekreislauf durch lokale Ausstellungswochenenden, Kooperationsprojekte oder Begleitveranstaltungen im Galerieprogramm gelingt, bleibt abzuwarten. – Eine Ermutigung, sich nicht mit bestehenden Strukturen zufrieden zu geben, sondern eigene zu schaffen.