28.09.2015 | im Dialog #5: Mehr Online-Präsenz für Galerien! | Düsseldorf

Online-Blogs gibt es wie Sand am Meer – sie widmen sich der Mode, dem Reisen oder der Kunst. Doch während die Programme von Museen und Institutionen in Print und Digital ausführlich besprochen werden, finden die vielen Ausstellungen von Galerien und Kunsthändlern oft noch viel zu wenig Aufmerksamkeit.

Der Appell in der Düsseldorfer Ausgabe unserer Gesprächsreihe „Im Dialog – der BVDG lädt ein“ war eindeutig: Während Ausstellungen öffentlicher Institutionen verlässlich in den Print-Feuilletons besprochen werden, finden die Programme von Galerien dort nur selten Beachtung. Die wachsende Bedeutung von Kunst-Blogs und Onlinemagazinen, ihre Anbindung zu Suchmaschinen und sozialen Medien birgt für Galerien daher die Chance, diesbezüglich aufzuholen. Doch die Online-Sichtbarkeit von Galerien aus dem Rheinland scheint – über die eigene Website hinaus – durchaus ausbaufähig.

 

- Reflex -

Mit seinem Online-Magazin Trylon macht Emmanuel Mir es sich zur Aufgabe, die inhaltliche Auseinandersetzung über Ausstellungen von Institutionen und Galerien gleichermaßen anzuregen. In seinem Impuls-Referat hält Emmanuel Mir daher ein Plädoyer für die Online-Medien, deren Potential inzwischen auch Printerzeugnisse erkannt haben: „Wer heutzutage als Paper-Magazin keine Online-Version hat, hinkt hinterher“, so Mir. Zentrales Unterscheidungskriterium von Online-Magazinen gegenüber Blogs sei die redaktionelle Struktur und der damit einhergehende Qualitätsanspruch im Gegensatz zu rein subjektiv ausgerichteten Blogbeiträgen. Derzeitig beobachtet Mir in der Blogszene einen „Reinigungsprozess“, in dessen Verlauf sich vor allem professionell arbeitende Online-Medien durchsetzen werden. Umso wünschenswerter sei es, dass sich auch „Galerien vom passiven Leser zum aktiven Kooperationspartner wandeln.“ Das gemeinsame Ziel sei vor allem, eine übergreifende Diskussion anzuregen, in der Online-Diskurse und Vernissage-Gespräche zusammenfinden. Diesem Anspruch komme das dialogische Prinzip von Leserkommentaren und Querverweisen im Internet entgegen: „Kunstblogger erwarten, dass Menschen sich einmischen und antworten“.

Ljiljana Radlovic (PARALLEL) stellt zunächst fest, dass die zögerliche Zusammenarbeit von Galerien und Kunstbloggern ihre Ursachen weniger in Vorurteilen, als in Unkenntnis über die jeweiligen Blogs habe. Zentrale Herausforderung sei für ein Online-Medium daher der Aufbau von Relevanz und Reichweite. Dies wird nicht zuletzt durch strategische Vernetzung mit anderen Plattformen und Communities ermöglicht. Gegenseitiges Verlinken sowie der Austausch von Inhalten sind beliebte Techniken, um Synergien zu schaffen. Einigkeit herrscht im Gespräch darin, dass der persönliche Austausch zwischen Galerien und Bloggern gestärkt werden müsse, was auch die Bereitstellung von Presse- und Informationsmaterial seitens der Galerie umfasse.

 

Klare Ziele und abwechslungsreiche Inhalte

Am Anfang einer neuen Online-Plattform für Galerien in Düsseldorf (resp. im Rheinland) stehen jedoch grundsätzlich die Formulierung von Zielen sowie die Identifikation von Zielgruppen. Gibt es im Rheinland genügend internationale, kunstinteressierte Besucher, um einen englischsprachigen Blog zu betreiben? Will man in erster Linie Klickraten oder inhaltliche Auseinandersetzung generieren? Während Online-Magazine wie Trylon einen diskursiven Ansatz verfolgen, müsste eine Service-orientierte Plattform Inhalte möglichst kompakt und abwechslungsreich darstellen. In jedem Fall bieten regelmäßig aktualisierte redaktionelle Inhalte die Basis, um eine Seite interessant zu halten.

Mit Blick auf bestehende Websites präsentiert Thea Dymke kurz konzeptionelle Ansätze und Formate: Die klassische Ausstellungskritik, die Verbindung von Kunst und Lifestlye-Rubriken, eine regionale (zum Beispiel durch Vorstellung von Galerienvierteln) versus eine internationale Ausrichtung (bspw. durch Mehrsprachigkeit), Ausstellungstipps in Form von Must See-Listen oder Newslettern, Porträts und andere Serienformate, die Verortung von Galerien in einem interaktiven Stadtplan und schließlich die Erstellung von Videobeiträgen.

 

Finanzierung und Kooperationen

An die Frage nach Zuständigkeit und Struktur einer solchen Seite schließt sich die Diskussion über mögliche Finanzierungsmodelle an. Während Emmanuel Mir auf eine Förderung durch bezahlte Anzeigen von Galerien setzt, weist Lilijana Radlovic auf die angespannte Finanzlage derselben hin. Möglichkeiten des Paid Contents, des Sponsorings und der Einwerbung von öffentlichen Mitteln (bspw. durch Wirtschaftsförderung für die Kreativwirtschaft) werden im Anschluss angeführt. Aus Erfahrung berichtend wendet Marion Ritter (artblogcologne) jedoch ein, dass Fördermittel zumeist nicht für journalistische Projekte oder Magazine gewährt würden, sondern an regionale Einrichtungen oder Projekte und entsprechende Vorgaben geknüpft sind.

Auch Kooperationen mit Unternehmen können ein erfolgreiches Finanzierungsmodell darstellen – wenngleich dies dennoch die Wahrung von redaktioneller Unabhängigkeit erfordert, um die Glaubwürdigkeit der Schreibenden nicht zu gefährden. Aus dem Print bekannt, werden daraufhin die Vor- und Nachteile von sog. Advertorials (als redaktioneller Beitrag gestaltete und entsprechend gekennzeichnete Werbeanzeigen) diskutiert. Kristian Jarmuschek erklärt, dass Galerien keine ideale Sponsoring Partner seien, die bezahlte Platzierung von Ausstellungstexten der Galerie ihm aber durchaus reizvoll erscheine. Helga Conrads bringt ein, dass hierfür auch das reichhaltige Bildmaterial, das jede Galerie von ihren Ausstellungen sammelt, genutzt werden könne.

 

Social Media und Branding

Um ohne großen Vorlauf Eigenmarketing zu betreiben, können sich Galerien bildaffine soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram zu Eigen machen und Nutzer über diese Kanäle informell und individuell ansprechen. Der Vorschlag von Alexander Goffin „sich auf Instagram auf ein, zwei gemeinsame Hashtags zu einigen“ stieß auf Zustimmung und wäre ein erster Schritt „um auf einfache Weise Reichweite zu erhöhen und Präsenz zu streuen“.

Philine Cremer wies auf die Chance eines professionellen Online-Auftrittes hin, um „das Rheinland als Marke zu profilieren“. Im Gesprächsverlauf wird deutlich, dass eine erfolgversprechende Onlinepräsenz in der Kombination verschiedener Elemente wie einem Stadtplan und einem Ausstellungskalender einerseits und regelmäßig aktualisierten redaktionellen Inhalten andererseits liegt. Eine Anbindung an relevante Social Media Kanäle ist ebenso selbstverständlich. Glaubwürdigkeit und Wirtschaftlichkeit einer solchen Online-Projektes miteinander zu vereinbaren, funktioniere wahrscheinlich „am ehesten wenn Unternehmen, Privatsammler und Galerien gemeinsam an dem Projekt arbeiten“. Die nächsten Schritte müssten nun von einer Arbeitsgruppe geleistet werden, um den Gesprächen Taten folgen zu lassen.

Wir bedanken uns vielmals bei der Galerie Conrads und den zahlreichen Besuchern für den regen Austausch.