20.11.2017 | Reflex | Symposium Kunstmarkt Finnland | 6. November, 2017 | Finnland-Institut in Berlin

Am 6. November fand das Symposium Kunstmarkt Finnland im Finnland-Institut in Berlin statt. Mit mehr als 70 Teilnehmern war auch dieses Symposium ein Pflichttermin für alle, die Ihr Unternehmen durch neue Perspektiven und Geschäftsfelder erweitern wollen.

Es trafen sich BVDG-Mitglieder und Förderer, Galeristen, Kunsthändler, Sammlungsleiter, Künstler, Kuratoren, Journalisten und Kulturwissenschaftler im Finnland-Institut in Berlin.

Zu Beginn beschrieb Dr. Laura Hirvi, die Leiterin des Instituts, die vielfältigen Aktivitäten des Finnland-Instituts in der Kreativwirtschaft im deutschsprachigen Europa und leitete die Tagung mit dem Vortrag „100 Jahre Finnland. Geschichte, Wirtschaft und Kultur" ein.

Der Rechtsanwalt und Kunstsammler Jaakko Lindgren legte in seinem Vortrag die rechtlichen-steuerlichen Fakten zum finnischen Kunstmarkt dar. Dabei nannte er die wichtigsten Institutionen und Museen: Kiasma (Helsinki), EMMA (Espoon kaupunki), Ateneum (Helsinki) und andere. Der Rechtsanwalt gab einen Überblick über aktuelle Fälle im Kunstrecht und Urheberschutzrecht. Er berichtete, wie sich durch die Digitalisierung das Urheberschutzgesetz und Lizenzrecht verändert und sprach sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Finnland aus. Aus seiner Perspektive wurde der Kunstmarkt Finnland in der Vergangenheit stark von öffentlichen Geldern dominiert, in der Gegenwart nehmen die privaten Sammlungen jedoch erheblich an Einfluss zu. Dadurch werden gute Rahmenbedingungen für Galerien und Kunsthandlungen geschaffen.

Kati Kivinen, Chefkuratorin des Kiasma Museums in Helsinki erzählte über die finnische Kunstszene und die kuratorische Praxis: das Sammeln, Bewahren und Präsentieren von zeitgenössischer Kunst. Die Sammlung des 1990 gegründeten Kiasma Museums umfasst heute über 8.000 Kunstwerke. Pro Jahr werden drei interne Ausstellungen und zahlreiche externe realisiert. Jährlich wird die Sammlung um 100 Arbeiten durch Neuankäufe aus dem In- und Ausland erweitert. Das jährliche Budget liegt dafür bei ca. einer halben Million Euro.

Mari Männistö, Leiterin der Helsinki Contemporary Gallery berichtet über die Galerienlandschaft in Finnland und berief sich auf die neuen Statistiken aus dem FRAME-Report: In Finnland gibt es 116 Galerien mit über 1.200 Ausstellungen im Jahr. Mehr als 10,3 Millionen Euro wurden in 2016 zu 90% von Privatgalerien umgesetzt, ein Drittel davon erwirtschafteten dabei die internationalen Verkäufe.
Die Galerie Helsinki Contemporary setzt vermehrt auch auf digitale Vermarktungskanäle, wodurch lassen sich die Inhalte schnell und effizient verbreiten und die allgemeine Sichtbarkeit der Künstler erhöhen lassen. Zum Einsatz kommen klassische und neue digitale Kommunikationsmittel: Website der Galerie, eine Augmented Reality App (ARTAP)  sowie die sozialen Medien, die für das Content-Marketing eingesetzt werden. Dadurch kann die Galerie beständig neue und hochwertige Kundenkontakte aufbauen. Auch die Personalressourcen lassen sich dadurch effizienter einsetzen oder sogar “einsparen“, wenn Kunden auch digital bedient werden. Über diese digitale Strategie wird das Interesse von Neukunden sowie von jüngeren Kunstsammlern geweckt, die folglich auch die „analogen“ Galerieräume besuchen, um Kunst real zu erleben. 

Nach der Kaffeepause moderierte Dr. Lisa Zeitz, Chefredakteurin der WELTKUNST die Podiumsdiskussion Galerien, Sammler und Finanzierung. Deutschland und Finnland im Vergleich“ mit Akteuren des Kunstmarktes: mit Volker Diehl | Galerist, Mari Männistö | Helsinki Contemporary Gallery, Timo Miettinen | Salon Dahlmann, Kristian Jarmuschek | BVDG-Vorsitzender und Galerist, Ville Kylätasku | Künstler. 

Ville Kylätasku berichtete von seinem Durchbruch als Künstler mit internationaler Karriere, die aufgrund des Umzugs von Helsinki nach Berlin einsetzte. Maßgeblich dabei waren die guten in Berlin geknüpften Kontakte und das positive Image der hiesigen Kunstszene.

Volker Diehl kritisierte die Rahmenbedingungen und Wettbewerbsnachteile im deutschen Kunstmarkt und beklagte die von der Politik gesetzten Erschwernisse für Kunsthändler in Bezug auf das Kulturgutschutzgesetz, die Künstlersozialkasse oder die Umsatzsteuererhöhung auf Kunstmarkttransaktionen von 7% auf 19%.

Mari Männistö wies auf die Vielfalt an künstlerischen Positionen in Berlin hin. Sie besucht viele Künstlerstudios und Galerien, um mehr Kooperation zwischen der deutschen und finnischen Kunstszene herzustellen und führte dabei aber auch die Gemeinsamkeiten und Strukturunterschiede beider Kunstmärkte an.

Timo Miettinen, der Kunstsammler, setzt bewusst auf den lokalen Austausch mit Künstlern, Kuratoren und Galeristen –  Projekte wie der Salon Dahlmann in Berlin sind das Ergebnis. Zu regelmäßigen Messebesuchen fehlt dem Unternehmer dagegen häufig die Zeit.

Kristian Jarmuschek berichtete über die positive Entwicklungen im Bereich der „Emerging Galleries“, „Pop Up Art Spaces“ und „Art Spaces runned by Artists“, die sich trotz der massiven politischen Hindernisse in Deutschland erfolgreich etablieren konnten. Dennoch ist Galerieförderung, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, in Deutschland ein Fremdwort. Die wahren langfristigen Förderer der Künstler sind Galerien, von welchen im Einzelfall immer ein großes Investmentpaket geschnürt wird, sofern ein Künstler überzeugt, dessen Karriere man begleiten will. 

Mikaela Jaanti von der Deutsch-Finnischen Handelskammer stellte die für den Sommer 2018 geplante Markterkundungsreise nach Helsinki vor. Die Reise wird in Zusammenarbeit mit dem BVDG organisiert. BVDG-Mitglieder werden durch das vielseitige Programm den Wachstumsmarkt Finnland kennenlernen und können neue Geschäfts- und Projektmöglichkeiten erkunden. Mehr Informationen: Kontakt mikaela.jaanti@dfhk.fi 

In ausgesprochen schöner Atmosphäre gab es beim Umtrunk viele Möglichkeiten zum direkten Gedankenaustausch, zum Gespräch zwischen den Gästen aus Deutschland und Helsinki im Finnland-Institut in Berlin.

Wir danken herzlich unseren Partnern für die Unterstützung:

artnet | Dottir Helsinki Contemporary | kiasma | SALON DAHLMANN | WELTKUNST

Das Symposium war eine Kooperation von Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V. | BVDG und dem Finnland-Institut in Deutschland.

 

Kristian Jarmuschek | BVDG-Vorsitzender und Dr. Laura Hirvi | Leiterin des Finnland-Instituts begrüßen die Gäste des Symposiums Dr. Laura Hirvi | Leiterin des Finnland-Instituts beginnt die Tagung mit dem Vortrag „100 Jahre Finnland. Geschichte, Wirtschaft und Kultur" Wie können Galerien von binationalen Kooperationsmodellen profitieren? Zahlen, Daten, Fakten Jaakko Lindgren | Rechtsanwalt und Kunstsammler von Dottir Attorneys in Helsinki erklärt rechtlich-steuerliche Fakten zum Kunstmarkt Finnland Kati Kivinen | Chefkuratorin des Kiasma Museums in Helsinki spricht über das Sammeln, Bewahren und Präsentieren von zeitgenössischer Kunst KIASMA, Museum für zeitgenössische Kunst wurde 1990 gegründet und vom Architekten Steven Boll gebaut. Die Sammlung umfasst 8.000 Werke. Jährlich werden 100 neue Arbeiten angekauft. Mari Männistö | Leiterin der Helsinki Contemporary Gallery berichtet über die Galerienlandschaft in Finnland BVDG-Mitglieder und Gäste verfolgen die Vorträge mit Interesse ... ... zahlreiche Zwischenrufe und Wortmeldungen wurden von Dr. Laura Hirvi moderiert. In der Podiumsdiskussion „Galerien, Sammler und Finanzierung. Deutschland und Finnland im Vergleich“ befragt Dr. Lisa Zeitz | Weltkunst die unterschiedlichen Akteure: Timo Miettinen | Salon Dahlmann, Mari Männistö | Helsinki Contemporary Gallery, Volker Diehl | Galerist, Ville Kylätasku | Künstler Volker Diehl | Galerist, kritisiert die Rahmenbedingungen und Wettbewerbsnachteile im deutschen Kunstmarkt und wünscht sich von der Politik mehr Unterstützung Mikaela Jaanti | Deutsch-Finnische Handelskammer stellt die Markterkundungsreise im Sommer 2018 nach Helsinki vor. Bei Interesse schicken Sie bitte eine Email an Frau Jaanti Umtrunk und Networking, die Gäste setzen den Dialog in persönlichen Gesprächen fort Ville Kylätasku | Künstler im Gespräch Networking und Umtrunk Mari Männistö | Helsinki Contemporary Gallery im Gespräch