02.03.2016 | 14 NEW POSITIONS auf der ART COLOGNE 2016

Zur 50. Ausgabe der Messe (14. bis 17. April 2016) hat die Fachjury 14 frische künstlerische Positionen nominiert. Zusätzlich wird eine Künstlerin oder ein Künstler mit dem ART COLOGNE Award for NEW POSITIONS ausgezeichnet.

Der Preis beinhaltet eine Einzelausstellung in der Kölner artothek im Gesamtwert von 10.000 Euro und wird ermöglicht durch die Deutsche Telekom. Die finanziellen und administrativen Mittel für das Förderprogramm stellen die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, das Land Nordrhein-Westfalen, der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler sowie die Koelnmesse zur Verfügung. Während  der ART COLOGNE, am 15. April 2016 um 20:00 Uhr, eröffnet in der artothek die Ausstellung von Sabrina Fritsch, der NEW POSITIONS- Preisträgerin von 2015. Mit dem Förderprogramm NEW POSITIONS bietet die ART COLOGNE jungen Künstlerinnen und Künstlern bereits seit 1980 die Chance, ihre Arbeiten in eigenen Förderkojen neben den Ständen ihrer Galeristen zu präsentieren. 

Viele der diesjährigen NEW POSITIONS arbeiten interdisziplinär und zeichnen sich durch besondere Experimentierfreude aus. Ungewöhnliche Materialien dienen als Ausdrucksmittel künstlerischen Schaffens, das seinen Ausgangspunkt häufig in der eigenen Biographie findet. Gleichzeitig werden gesellschaftliche Phänomene und politische Entwicklungen in Fotografien, Performances, Aktionen und partizipativen Projekten reflektiert.

 

Melanie Bonajo (Akinci Galerie, Amsterdam) umkreist in vielfältigen Medien  gesellschaftsrelevante Themen von Gender und Identität, über Privatheit und Öffentlichkeit bis hin zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Für die Fotoserie ‚Furniture Bondages‘ klemmt sie weibliche Modelle in verrenkten Posen zwischen Haushaltgegenstände wie Besen, Bügelbrett und Putzmittel ein und wirft so Fragen nach tradierten Geschlechterrollen und Zuschreibungen auf. Das Werk von Andreas Duscha (Christine König Galerie, Wien) ist zwischen Erzählung und Behauptung angesiedelt. In seinen Fotografien, Zeichnungen, Objekten und Installationen abstrahiert Duscha reale Begebenheiten und schafft auf diese Weise Raum für neue Assoziationen. Dabei werden Fakten und Fiktionalität  mittels anachronistisch anmutender Fototechniken zu neuen Bedeutungsebenen verdichtet. Henrik Eiben (Galerie Christian Lethert, Köln) konzentriert sich in der Nachfolge der Minimal Art auf ein überschaubares Vokabular geometrischer Formen, das er in Wandarbeiten, Zeichnungen, Malereien und Skulpturen variantenreich durchdekliniert. Dank Eibens feinem Gespür werden aus den verwendeten Materialien wie Glas, Metall, Stoff und Leder überraschende Kompositionen, deren Interaktion mit dem Raum einen besonderen Reiz ausübt. Gerrit Frohne-Brinkmann (Galerie Jürgen Becker, Hamburg) greift in seinen Interventionen, Performances, Videos und partizipatorischen Projekten die Lebens- und Arbeitssituationen von Künstlern auf und hinterfragt ironisch die Mechanismen des Kunstbetriebs.

Minutiöse Raster erstrecken sich über die stillen, sensiblen Bilder der iranischen Künstlerin Toulu Hassani (Petra Rinck Galerie). Im Grenzbereich zwischen Malerei und Zeichnungen changieren die feinen Bildkompositionen in oft kühlen, metallischen Farbklängen. Auf zarten, hochpräzise gesetzten Liniengittern entfaltet sich ein Wechselspiel zwischen Räumlichkeit und Fläche, Negativ  und Positiv. Simon Mathers (MOT International, London/Brüssel) erkundet die Möglichkeiten der Malerei im Hinblick auf Material, Form und Farbe. Für seine Bildsujets nutzt er Ausschnitte aus Zeitungen und Werbebroschüren ebenso wie flüchtige Alltagseindrücke, die er mit knappen, sicher gesetzten Linien im Bild festhält. Zum Malen nutzt Mathers unterschiedlichste Materialien wie etwa Milch, Wachs, Polyester, Öl- und Acrylfarbe.

Fabian Herkenhoener (Galerie Fiebach, Minninger, Köln) kreiert Bildräume, indem er aus einem breiten Textfundus einzelne Wörter oder Satzteile extrahiert. Die mit Sprühdose auf Wänden und Leinwänden aufgetragenen Fragmente entwickeln im Verlauf eine Handschrift, in der durch Unregelmäßigkeiten etwa der Ermüdungsprozess der Künstlerhand während des Schreibens ablesbar wird. In eine fantastische Welt führen die Gemälde, Radierungen und Skulpturen von Monika Michalko (Produzentengalerie Hamburg). In ihren versponnenen Traumlandschaften finden sich sowohl Anklänge an die klassische Moderne von Malewitsch bis Klee als auch

Referenzen an Joan Miró und die Brüder Gert & Uwe Tobias. Nachhaltig geprägt sind die farbintensiven Tafelbilder außerdem durch Reisen nach Ägypten, Indien und in die Türkei. Gesammelte Impressionen integriert Michalko über typische Ornamente und Architekturformen auch in ihre Malerei. In ihren surrealen Wesen und Objekten scheint die Ordnung von Fläche und Raum nahezu aufgehoben. Der Fotokünstler Peter Miller (Galerie Crone, Berlin) hat sich auf das Experimentieren mit Belichtungsprozessen spezialisiert. Ausgehend vom Medium der Fotografie widmet er sich der Sichtbarmachung von Licht-Spuren, die Objekte und Lebewesen hinterlassen. Für die Arbeit „Kronleuchter“ umhüllte Miller einen Kristalllüster mit Fotopapier, schaltete das Licht für einen kurzen Moment ein entwickelte anschließend sofort das Fotopapier. Die Kristallprismen brachen das Licht in verschiedenste Spektralfarben – entstanden ist „das Selbstporträt des Kronleuchters“.

Katarina Sévic (abc Gallery, Budapest), die Anregungen für ihre Performances aus der Literatur bezieht, hat sich mit partizipativen Projekten bereits einen Namen gemacht. 2007 inszenierte sie, inspiriert von Siegfried Karcauers Essay ‚Das Ornament der Masse‘, die Choreographie  ‚Social Motions‘. An der Performance nahmen 120 Freiwillige teil, um kollektive Alltagssituationen – wie etwa das ‚Schlange stehen‘ – inszeniert nachzuempfinden. Die Installation ‚Stummer Diener‘ nimmt Bezug auf Max Frischs Drama ‚Biedermann und die Brandstifter‘. Thematisiert wird darin das Verhalten eines Mittelklassemilieus, in dem Angst vor Veränderung und Kurzsichtigkeit jede Vernunftentscheidung blockieren. Sara Sizer (Galerie Cosar HMT, Düsseldorf) hat sich eine außergewöhnliche, geradezu alchemistische Technik zu Eigen gemacht. Sie erzielt mit dem Einsatz von Bleichmitteln ungewöhnliche Effekte auf Leinwand, Baumwolle und Samt. Der dosierte Einsatz von Pinsel, Lappen oder Spritzpistole evoziert architektonische Situationen oder sanft verschwimmende stereometrische Formen. Sizers reduktive Arbeitsweise ist zugleich eine fortwährende Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen von Licht. Ausgangspunkt der künstlerischen Praxis des neuseeländischen Künstlers Luke Willis Thompson (Galerie Nagel Draxler, Köln/Berlin) sind ethnologische Artefakte. Seine Objekte und Aktionen thematisieren verdrängte Ereignisse und nicht aufgearbeitete Traumata. Diese konzeptuellen Arbeiten simulieren entfremdende/verstörende Begegnungen, in denen er Betrachter dazu auffordert, sich in einen fiktiven Raum von Erzählung und Mythologie zu begeben.

Ma Yujiang (Pearl Lam, Hongkong) thematisiert in seinem Werk Emotionen und das Vergehen der Zeit; dabei spielen oft ganz persönliche Ereignisse wie der Tod der Mutter oder der Verlust des Haustürschlüssels eine Rolle. Darüber hinaus hinterfragt der Künstler Mechanismen der Darstellung und Wahrnehmung, in dem er zum Beispiel alle Spuren kriegerischer Auseinandersetzungen eliminiert aus Fotografien, die die Landung der Alliierten in der Normandie dokumentieren, bis nur noch eine idyllische Strandlandschaft zu sehen ist. Im künstlerischen Schaffen von Maltes Zenses (Galerie Kadel Willborn, Düsseldorf) spielen autobiographische Ereignisse eine Rolle, die lakonisch in Malerei und Skulptur integriert werden. In ‚way to fast for a star‘ entspricht die Linie auf der zweiteiligen Leinwand seiner Reiseroute von New York in das Catskill Gebirge. Auch in vielen anderen Arbeiten zeigen sich Bildelemente als Chiffren persönlicher Erlebnisse. So hat Zensens in der Skulptur ‚Der rauchende Ryan‘ durch Eingießen einer Levis 501 und zweier Turnschuhe die bevorzugten Kleidungsstücke eines Künstlerfreundes fixiert und auf diese Weise ein skulpturales Porträt geschaffen.

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