22.10.2012 | Zwei Fragen zur Mehrwertsteuer
Wie konkret sind die Pläne einer erhöhten Mehrwertsteuer und wann könnte die Erhöhung des Satzes von 7 auf 19 Prozent kommen?
So unbefriedigend für die Neugier wie notwendig lakonisch muss im Moment unsere Antwort bleiben: der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) führt auf den relevanten politischen Ebenen – mit dem Staatsminister für Kultur, mit dem Bundesfinanzministerium – Gespräche, die aber noch nicht abgeschlossen sind. Aus unserer Sicht ist der 1. Januar 2013 als Termin unmöglich: von allen Seiten wurde uns, dem Kunsthandel versichert, dass es zu Kompensationen kommen wird, wenn denn die Bundesregierung dem aus unserer Sicht absurden Druck der europäischen Kommission nachgibt. Wir haben hier nicht Platz und Zeit, um die diskutierten Modelle auszubreiten. Wenn aber der von allen Beteiligten gemeinsam unterstützte Vorschlag Realität wird, der zu einer geringen, erträglichen Mehrbelastung für den Kunsthandel führen wird, bedarf es vieler Umstellungen, die nicht in einem Monat erledigt werden können. Wir plädieren also nachdrücklich für eine mögliche Verankerung im Jahressteuergesetz 2013, aber gleichzeitig für einen angemessenen Zeitraum, ein Jahr zumindest, um die Veränderungen sachlich und mit Sorgfalt ausführen zu können.
Welche Auswirkung hätte die Erhöhung auf die Arbeit der Galeristen in Deutschland und auf Kunst als Kulturgut?
Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz ist eine der Grundlagen unserer Arbeit als Galeristen, als Kulturvermittler. Er gehört zur bildenden Kunst so selbstverständlich wie zum Buch und wie zur Musik. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer wäre eine substanzielle Bedrohung der Vermittlungsarbeit von Galerien, eine Katastrophe für den deutschen Kunstmarkt. Der Kunsthandel in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Sonderbelastungen ertragen, die ihn im internationalen Vergleich weit zurückgeworfen haben. Wo werden denn all die großen Preise erzielt? In Deutschland jedenfalls nicht, aber in den USA, in Großbritannien, auch in der Schweiz. Wir sind guten Mutes, dass es zu einer substantiellen guten, pauschal anwendbaren Lösung dieses Problems kommt. Aber ohne Übertreibung: würde die Bundesregierung der Forderung der Europäischen Kommission ohne Eigeninitiative nachgeben, würde einer ganzen Kultur-Branche der Garaus gemacht.