Rückblick auf 2011
BVDG stärkt Galerien und Kunsthandel
Ein entscheidender Schritt in die Zukunft war die 2011 in Angriff genommene Änderung des Verbandsnamens und die Überarbeitung der Satzung. Damit wurde ermöglicht, dass der BVDG die Interessen des deutschen Kunstmarktes künftig in einem erweiterten Radius wahrnehmen kann. Denn eines ist gewiss: Nur eine einheitliche Stimme, die für möglichst viele Kunstmarktakteure spricht, wird im politischen Raum die nötige Anerkennung und Resonanz erhalten. Und so freuen wir uns über die ersten Eintritte von ebenso klassischen wie jungen Händlern: von Katrin Bellinger, Georg Britsch und Jörg Schumacher. Auch am Standort Berlin gab es Zuwachs: Contemporary Fine Arts, Claes Nordenhake und Carlier I Gebauer setzen für den Bereich zeitgenössischer Kunstvermittlung wichtige Akzente im neu aufgestellten BVDG.
Kulturpolitische Statements
Primäre kulturpolitische Aktivitäten des BVDG im ausgehenden Jahr waren die Stellungnahmen zu offiziellen Anfragen der EU-Kommission in Sachen Folgerecht und ermäßigte Mehrwertsteuer. Wir haben dies zu einer scharfen Kritik (am Folgerecht) und zu einem Plädoyer für den Erhalt des Steuerprivilegs für die Kunst genutzt. Dazu haben wir das ganze Jahr über einen Kampf mit dem Bundesfinanzministerium geführt, das über die Köpfe der Kulturpolitik und der Kunstwelt hinweg eine komplett unsinnige EU-Verordnung zur vollen Mehrwertsteuer für Lichtobjekte eingeführt hat. Wir sind mit diesem Thema noch nicht am Ende und werden weiter dagegen agieren.
Kunst am Bau
Erstmals hat der BVDG ein - durchaus kontroverses - Gespräch mit Vertretern des Verkehrsministeriums zum Thema Kunst am Bau geführt. Unser Ziel ist, dass Kunst am Bau-Projekte endlich mit Einbeziehung der Galerien laufen: als Adressaten für Ausschreibungen und als Teilnehmer in Jurys. Dies ist nicht unkompliziert, da die Richtlinien bisher ausschließlich Künstler ansprechen. In jedem Fall lohnt es sich auch an dieser Stelle, sich einzumischen und hartnäckig den Standpunkt zu wiederholen: Dass kein Weg einer qualifizierten Künstlerkarriere an den Galerien vorbeiführt und sie deshalb nicht von einem wichtigen Marktsegment abgekoppelt werden dürfen.
Öffentlichkeitsarbeit
All diese und andere Themen haben wir auf diversen Veranstaltungen, in Kunstakademien, vor einer Juristentagung, in Vorträgen, bei Gesprächen mit der Presse und in diversen Gremien immer wieder ins Feld geführt. Das hat dazu beigetragen, dass der BVDG im vergangenen Jahr eine sehr gute öffentliche Resonanz hatte. Die Zeitung "Politik und Kultur" hat im Mai 2011 auf BVDG-Initiative sogar eine ganze Ausgabe dem Thema Kunstmarkt gewidmet und wir konnten hier ebenfalls Artikel beisteuern. Auch die beiden gemeinsam mit der Koelnmesse vergebenen Kunstpreise des BVDG - an Michael Werner und Günter Uecker - wurden auf den entsprechenden Kunstmessen und in den Medien ausgiebig wahrgenommen. Insbesondere der Art Cologne-Preis erfüllt den Anspruch, der Bedeutung der Galerien für die Kunstentwicklung durch herausragende Persönlichkeiten Gewicht zu verleihen.
Kunsthandelstag und Mitgliederversammlung 2012
Im nächsten Jahr planen wir direkt vor der Mitgliederversammlung den ersten internationalen Kunsthandelstag in Berlin: Impulsreferate und Podiumsdiskussionen von und mit relevanten Experten aus dem Umfeld des BVDG werden sich mit den Kernthemen des Kunstmarktes, seinen Besonderheiten und Rahmenbedingungen befassen. Ziel der Veranstaltung ist es, die kulturelle Leistung der Galerien, des Kunsthandels wirksam darzustellen und eine formulierbare Vision für die Zukunft des Kunstmarktes zu entwickeln, an der wir kulturpolitisch weiterarbeiten können.
Kunstfälschungen
Fast das ganze Jahr über waren die Zeitungen voll mit Berichten über den Kölner Kunstfälscherskandal. Der BVDG hat die Affäre sehr genau verfolgt und bewusst erst zum Ende des Gerichtsverfahrens Stellung genommen. Im Kern haben wir dessen mediale Vermittlung - der Fälscher als Sympathieträger und der Kunstmarkt unter Generalverdacht - kritisiert und zurecht gerückt. Viele Mitglieder und Freunde des BVDG haben darauf sehr positiv reagiert - mit Ausnahme der FAZ, die das Statement leider missverstanden hat.
Ausgleichsvereinigung (AV) KUNST
Mitglieder der AV Kunst müssen für 2012 mit einer Erhöhung der Umsatzpauschale auf 1,8% rechnen (2011: 1,6%). Wie bereits mitgeteilt, ergab eine Prüfung der Ausgleichsvereinigung, dass der an die Künstlersozialkasse zu zahlende Anteil in den letzten Jahren zu niedrig gewesen ist. All dies ist eine bittere Frucht des vom BVDG seit Anbeginn bekämpften Folgerechts und des Künstlersozialversicherungsgesetzes. Jedes Mitglied der AV sollte nun kalkulieren, welche Variante günstiger ist: Separate Folgerechts- und Künstlersozialabgabe (konstant 3,9%) oder die Zahlung einer Umsatzpauschale an die AV Kunst zu leisten. Bei Fragen hierzu stehen wir gerne beratend zur Seite.
ZADIK
Der BVDG wird, wo immer es möglich ist, das ZADIK - Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels unterstützen. Dessen künftige Finanzierung ist immer noch unsicher. Die Institution ist für die Wertschätzung und Erforschung des deutschen Kunsthandels so wichtig und muss unbedingt erhalten werden.
So manche Galerie leidet derzeit unter dem Schatten, den die Finanzkrise auf das Marktgeschehen wirft. Kunsthandel und Kunstvermittlung stellt jeden Einzelnen vor immer neue Herausforderungen. Alle Marktakteure jedoch eint die Leidenschaft für die Kunst. Der BVDG mit seinem Blick aufs Ganze und seinem Engagement für den Kunstmarkt insgesamt leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.