27.05.2013 | Gerhard F. Reinz - Ein Nachruf

Gerhard F. Reinz, Galerist aus Köln und langjähriger Vorsitzender des BVDG, ist am 24.05.2013 gestorben.

Er hat den deutschen Kunstmarkt in einer Weise geprägt und mit gestaltet, die bis heute nachwirkt. Als er seine Galerie vor zwei Jahren endgültig schloss, konnte er auf über 50 Jahre Arbeit als Galerist, Kunsthändler und Editeur zurückblicken. Seine Tätigkeit aufzugeben, fiel ihm sichtlich schwer: Die Kunst, der Handel, der Kunstbetrieb war sein Leben.

Nachdem er Ende der 50er Jahre in Berlin als Kunsthändler begann, zog es ihn 1960 nach Köln, wo er seine Aktivitäten als Editeur von Druckgraphiken klassischer Meister der französischen, spanischen und deutschen Moderne ausweitete. Als er sich 1973 ein weitläufiges Galerienhaus in der Helenenstraße errichten ließ, hatte er sein Spektrum längst um zeitgenössische Plastik und Malerei ergänzt. Zahllose Ausstellungen und Publikationen gehörten mit Willi Baumeister, Serge Poliakoff, Picasso, Dalì, E.W. Nay, Michael Croissant, Horst Antes, Walter Stöhrer und Dietrich Klinge zum Programm der „Orangerie Reinz“. Wenn er nicht gerade auf einer der großen internationalen Kunstmessen ausstellte: Sein Ort war die Galerie, sein Medium das Telefon.

Parallel zu seiner erfolgreichen Laufbahn als Galerist engagierte sich Gerhard F. Reinz für den Kunstmarkt insgesamt, für dessen kulturpolitische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Seit 1976 gehörte er dem Vorstand des im Jahr zuvor gegründeten Bundesverbandes Deutscher Galerien an; 1984 wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Die damit verbundenen, vielfältigen Aufgaben erfüllte er bis 1997 mit zäher Leidenschaft. Denn für ihn war klar, dass „Verkäufe zwar wichtig sind ... dass aber ernsthafte und verantwortungsvolle Galeriearbeit wesentlich mehr bedeutet. Dass man sich z.B. mit Politikern, Künstlern, Organisationen oder anderen Entscheidungsträgern an einen Tisch setzt, um gemeinsam anstehende Probleme zu lösen.“* Und Probleme gab es auch in den wirtschaftlich starken 80er Jahren. Das Künstlersozial-versicherungsgesetz und das Folgerecht belasteten den deutschen Kunsthandel mit zusätzlichen finanziellen Abgaben und verursachten erhebliche Wettbewerbsnachteile gegenüber allen ausländischen Kollegen. Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern setzte er in Brüssel die einheitliche Geltung des bis heute umstrittenen Folgerechts in der Europäischen Union durch.

Galeristen sind die primären Partner der Künstler. Dieses Credo verlangte nach Taten. Galerien sollten in ihrer Vermittlungsarbeit unterstützt, ein kulturpolitisches Zeichen sollte gesetzt werden – auch auf dem damaligen Kölner Kunstmarkt, der heutigen ART COLOGNE, deren Erfolgsgeschichte Gerhard F. Reinz von Anbeginn konstruktiv begleitet hat. Gemeinsam mit seiner Bonner Kollegin Philomene Magers (†) entwickelte Gerhard F. Reinz eine großartige, ebenso einfache wie effiziente Idee: Aussteller erhalten einen zusätzlichen Stand, in dem junge, von einer unabhängigen Jury ausgewählte Künstler ihre Arbeiten erstmals einer größeren Öffentlichkeit präsentieren können. 1980 konnte Reinz im Verbund mit der Koelnmesse und dem Land NRW auch das Bundesinnenministerium – damals zuständig für kulturelle Angelegenheiten – dazu bewegen, das Projekt finanziell zu unterstützen. Als einer der jährlichen Höhepunkte der ART COLOGNE hat das Förderprogramm „New Positions“ in den letzten 33 Jahren zahlreichen Künstlern den Start zu einer internationalen Karriere eröffnet – darunter Markus Oehlen, Rosemarie Trockel, Thomas Demand, Leiko Ikemura, Neo Rauch, Candida Höfer, Olafur Eliasson, Tracy Emin und Tal R.

Eine weitere, einzigartige Institution wird die Erinnerung an Gerhard F. Reinz wach halten: Das Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels, genannt ZADIK, an dessen Gründung er 1992 entscheidend beteiligt gewesen ist und das er in den Folgejahren nach Kräften unterstützte. Das Ziel der Gründer des ZADIK – mit exzellentem, aus Donationen von Galerien, Künstlern, Sammlern, Kuratoren und Kunstkritikern stammendem Quellenmaterial die Grundlage zur wissenschaftlichen Erforschung des Kunsthandels zu ermöglichen – hat sich nicht nur erfüllt, sondern wird durch Publikationen und Ausstellungen über Leitfiguren der Kunstszene längst übertroffen.

1998 erhielt Gerhard F. Reinz für sein überragendes Engagement als Kunstvermittler und Förderer des Kunstmarktes den ART COLOGNE-Preis. Als Gründungsmitglied und Vorsitzender der "Freunde der ART COLOGNE" setzte er 2003 einen letzten Akzent, der seiner Wahlheimat Köln zugute kommen sollte. Bis 2009 prägte er die Aktivitäten eines Kreises von Mäzenen, die jährlich beträchtliche Summen für Ankäufe der Kölner Museen aufbringen.

Gerhard F. Reinz wäre in diesem Jahr 83 Jahre alt geworden.

*Galerien in Deutschland – Schnittstelle Kunst und Markt. Hrsg. BVDG, Köln 2000, Interview mit Christiane Vielhaber S. 52 f.

 
Weitere Informationen
BVDG
Bundesverband Deutscher
Galerien und Kunsthändler e.V., Berlin
www.bvdg.de

Klaus Gerrit Friese,     kgf@galeriefriese.de
Birgit Maria Sturm,    sturm@bvdg.de

 

ZADIK
Zentralarchiv des Internationalen
Kunsthandels, Köln
www.zadik.info

Prof. Dr. Günter Herzog
herzog@zadik.info


Gerhard F. Reinz   1930 - 1913    Foto: Koelnmesse 1991