16.03.2016 | Im Dialog #6: Schreiben - Liken - Hashtaggen.

Sind Blogs der neue Ort für Kunstkritik? Krempelt Instagram den Kunstmarkt um? Und was bedeutet das für meine Galerie?

Gemeinsam mit dem Münchener Online-Magazin für zeitgenössische Kunst Reflektor M haben wir am 16.03.2016 unter dem Titel „Schreiben – Liken – Hashtaggen. Galerien und Onlinemedien“ zum Gespräch über Potentiale und Anregungen für Galerien im Umgang mit Social Media und Blogs eingeladen.

Nach einer kurzen Vorstellung des Reflektor M Online Magazins seitens der Gründerin Maria Inés Plaza Lazo, des Autoren, DJ und Musikproduzenten Mirko Hecktor und Thea Dymke, beim BVDG zuständig für Kommunikation und Marketing, stand zunächst die Schärfung der eigenen Identität  am Anfang: Welches Profil besitze ich und welche Zielgruppen spreche ich an? Welche Themen betreffen mich direkt und indirekt und welche Inhalte lassen sich davon ableiten, um eine abwechslungsreiche und interessante Social Media Präsenz aufzubauen?
Der Fokus des Austauschs lag dabei auf den Netzwerken Facebook und Instagram, die sich durch ihre hohen Nutzerzahlen und die ausgeprägte Bildaffinität derzeit besonders für die Öffentlichkeitsarbeit von Galerien eignen.

Um eine integrierte Kommunikation zu pflegen, ist für jede Organisation ein ganzheitlicher Ansatz und – damit verbunden – die Vernetzung der verschiedenen Kommunikationskanäle (Website, Newsletter, Visitenkarten, Facebook, Instagram) sinnvoll. Unerlässlich sind korrekte und aktuelle Informationen sowie eine mediengerechte Aufbereitung der Inhalte. Dies meint für soziale Medien vor allem bildstarke, kompakte und möglichst schnell konsumierbare Formate.

A Human Touch

Laut einer Umfrage von artsy.net  bevorzugen es Kunstsammler im Social Media Umfeld, persönlichen Profilen zu folgen anstelle von Unternehmensseiten und Fanpages. Es empfiehlt sich daher für Inhaber (und ggf. einzelne Mitarbeiter) der Galerie  persönliche Accounts zu pflegen und diese mit eigenen professionellen  und „scheinbar privaten“ Impressionen anzureichern, um Inhalte der eigenen Galerie (Ausstellungseröffnungen, Künstler-Updates etc) umso wirksamer zu platzieren.

It’s called social baby

Soziale Medien leben vom Feedback ihrer Nutzer und den eröffneten Gesprächsmöglichkeiten. Umso wichtiger ist, besonnen auf Kommentare und Fragen auf dem eigenen Profil zu reagieren – auch wenn sie zunächst irrelevant scheinen. Zu unterscheiden ist hierbei zwischen ernstzunehmenden Nutzern und jenen Trollen, die lediglich Unfrieden stiften wollen – letztere zu zensieren und zu verbannen, ist durchaus angemessen.

Darüber hinaus ist die Aneignung und Verbreitung der eigenen Inhalte durch andere Nutzer der zentrale Mehrwert der Online Netzwerke. Je prägnanter, einfallsreicher, kreativer, informativer oder unterhaltsamer die eigenen Inhalte, desto höher die Wahrscheinlichkeit, sich den viralen Effekt des Netzwerks zu Nutze machen zu können.

Urheberrechte

Mit der Nutzung von Bildern sind regelmäßig Fragen um Nutzungsrechte und ggf. anfallende Gebühren verbunden. Die Online-Veröffentlichung von abgebildeten Kunstwerken auf der Website während laufender Ausstellungen bei Mitgliedern des BVDG, die einen Einzelvertrag mit der VG Bild-Kunst abgschlossen haben, ist seitens der VG Bild-Kunst durch die Katalogbildfreiheit abgedeckt. Wenn Galerien Abbildungen von Kunstwerken auch im Rahmen ihrer Social Media-Präsenz während dieser Zeit nutzen und dies immer in Rücksprache mit dem Urheber und seiner ausdrücklichen Erlaubnis (im Fall von Galerien: dem Künstler) vornehmen, ist seitens der Verwertungsgesellschaft im Moment(!) nichts zu befürchten. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Bilder zeitnah nach Ablauf der Ausstellung wieder von der Seite entfernt werden. Die Weiterverwertung dieser Bilder durch Dritte und die nachträgliche Sichtbarkeit durch Suchmaschinen führt im Moment in der Praxis erst bei Unterlassungsansprüchen der Künstler gegenüber der Galerie zum Konflikt. 

Wie war ich?

Die Statistiken von Facebook geben detailliert Aufschluss über Nutzerverhalten und Erfolg der geposteten Inhalte. Generell sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, welche Inhalte und Formate wirken und welche Ansprache die meisten Reaktionen hervorgerufen hat. Gleichzeitig bergen die Facebook-Algorithmen Kriterien, die sich dem Nutzer nicht vollständig erschließen. Als Faustregel gilt jedoch, dass die eigenen Inhalte höher gerankt und angezeigt werden, wenn der Absender selbst aktiver Nutzer des Netzwerks ist und eine hohe Interaktionsrate mit den Inhalten anderer Nutzer zeigt. All dies sollte bei der Planung künftiger Social-Media-Aktivtäten berücksichtigt werden. Der gezielte Einsatz kleiner Geldsummen zur Anzeigenfinanzierung kann gerade zu Beginn sinnvoll sein, um eine Fangemeinde für die eigene Seite aufzubauen und anschließend besonders wichtige Inhalte verstärkt zu platzieren. Insbesondere im feinsinnigen Kunstbetrieb sollten aggressive Werbestrategien jedoch vermieden und die eigene Positionierung vor allem durch inhaltliche Expertise und Persönlichkeit erfolgen.

So sollten Soziale Medien nicht in erster Linie als Verkaufskanäle betrachten werden, sondern vielmehr als zeitgemäße Instrumente, um die eigene Sichtbarkeit, die Bindung zu potentiellen Kunden und die eigene Position gegenüber Mitbewerbern, potentiellen Kooperationspartnern und Multiplikatoren zu schärfen.

 

 

 

Museum of selfies | Olivia Muus via tumblr