24.06.2020 | Nachruf: Bogislav von Wentzel
Als Gründungsmitglied des BVDG, dessen Vorsitzender er von 1977 bis 1984 gewesen ist, zählte Bogislav von Wentzel zu den ersten Mitstreitern für die Anliegen des Kunstmarktes. Damals blickte er bereits auf ein langes, von politischem Engagement geprägtes Arbeitsleben.
1936 in München geboren, führt ihn das Studium der Politologie nach Berlin und in die USA. Dort trifft er auch seine spätere Frau Elizabeth Cabot und entdeckt seine Leidenschaft für die Kunst, die von Begegnungen mit Künstlern, wie Kenneth Noland, Anthony Caro und Morris Louis, geprägt wird.
Nach seinem Studium übernimmt von Wentzel zunächst die Leitung des Büros des Berliner CDU-Landesvorsitzenden Peter Lorenz. Doch sein Interesse für die Kunst bleibt bestehen. 1969 ist er Mitbegründer des Neuen Berliner Kunstvereins. Vier Jahre später wendet er sich der Kunst schließlich ganz zu und eröffnet mit seiner Frau 1973 eine Galerie in Hamburg. Dort schlägt das Herz besonders für die Maler der „Neuen Abstraktion“. Die Eröffnungsausstellung zeigt Werke von Alexander Calder, Harold Cohen, Helen Frankenthaler, Robert Goodnough, Hans Hofmann, Elsworth Kelly, Robert Motherwell und Kenneth Noland.
Mit dem Umzug der Galerie 1981 nach Köln beginnt von Wentzel, sich zunehmend auf Skulptur zu spezialisieren. In der St.-Apern-Straße 26 präsentiert er Werke von Tim Scott, Paul Suter, Franz Bernhard, Michael Croissant und Nobert Kricke. 1992 schließt er die Kölner Galerie und übersiedelt nach Maine/ USA, wo er sich weiterhin dem Kunsthandel widmet.
Borislav von Wentzel hatte Anfang der 1980er Jahre den Deutschen Kunstrat mitgegründet, aus dem der Deutsche Kulturrat hervorgegangen ist. Er war sachverständiges Mitglied in allerhand Kuratorien von kulturellen Institutionen und bestens vernetzt. Jeder, der ihm begegnete, wird ihn als originellen, stets gut aufgelegten und vitalen Kunstenthusiasten in Erinnerung behalten.
Die letzten Jahre verbrachte Bogislav von Wentzel mit Elisabeth (Fee) Bonitz in Potsdam und Porto Cristo, Mallorca, wo er am 4. Juni 2020 verstarb.
Abb.: Bogislav von Wentzel, um 1980; courtesy ZADIK, Köln 2020