06.04.2022 | Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2021

Der Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2021 ist da. Der vom Wirtschaftsministerium und der obersten Kulturbehörde des Bundes herausgegebene Bericht basiert auf den validen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Interessant bleibt jedoch, aus welchen Teilmärkten der Branche die Zahlen herangezogen werden.

Medien zitieren gerne große Zahlen aus den Kunstmarkt-Reports von Banken, Messen und Versicherungskonzernen. Jüngst kursierten die rund 65 Milliarden Dollar Umsätze weltweit mit Kunstverkäufen aus dem UBS-Art Basel Report 2021. Spitzenreiter darin sind wie immer die Auktionshäuser, allen voran Sotheby's und Christie's. Die größten Marktanteile liegen demnach in den USA (43%), China (20%) und England (17%). Bei den Lesern bleibt hängen, dass der Kunstmarkt ein Feld ist, wo die Nuggets am Wegesrand liegen, die man bloß aufzuheben braucht. Davon kann bei den Galerien (Ausnahmen bestätigen die Regel) jedoch keine Rede sein.

Wie schaut es in Deutschlands Kunstmarkt aus? Es lohnt sich, einen Blick in den soeben erschienen Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft zu werfen. Dessen Zahlen ergeben sich nicht aus Umfragen, sondern aus der Umsatzsteuerstatistik und anderen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Hört sich nicht besonders prickelnd an, ist aber halbwegs valide. Herausgegeben vom Wirtschaftsministerium und der obersten Kulturbehörde des Bundes beziehen sich die Zahlen auf das Pandemiejahr 2020 (also nicht, wie der Titel suggeriert, auf 2021). Der „Einzelhandel mit Kunst“ (Galerien und Kunsthandel) belief sich demnach auf 472 Millionen Euro Umsatz und der „Einzelhandel mit Antiquitäten“ auf 233 Millionen – macht zusammen: 705 Millionen. Zählt man die Umsätze der bildende Künstler*Innen (454 Millionen) hinzu, kommt man auf rund 1,16 Milliarden Euro.

Doch auch dieser Bericht hat seine Grenzen, denn er blendet die Auktionshäuser aus und zählt stattdessen die Museumsshops mit 284 Millionen dazu (die nicht zum Kunstmarkt gehören – was der BVDG seit Jahren moniert). Doch lassen wir die runden 1,4 Milliarden Euro Umsatz stehen, die der Monitoringbericht in toto ansetzt (siehe Seite 31ff.).

Im Vergleich zu 2019 (knapp 2,4 Milliarden), also vor Corona, ergibt sich für den Kunstmarkt ein Umsatz-Minus von 39%. Für 2021 wird eine Erholung um 21% prognostiziert.

Was uns das sagt? Dass der Kunstmarkt in Deutschland klein (aber fein) ist. Das wird vor allem im Vergleich zur Games-Industrie deutlich, die mit 50,2 Milliarden Euro den umsatzstärksten Teil der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft ausmacht – gefolgt von der Werbe- (28,5 Milliarden) und Pressewirtschaft (27 Milliarden). Der Buchmarkt ist mit 15 Milliarden Umsatz mindestens zehn Mal größer als der Kunstmarkt. Diese Zahlen sollte man sich merken. Vor allem dann, wenn Politiker und Behörden denken, der Kunstmarkt sei ein Goldbrunnen, den man mit Abgaben und Überregulierung abstrafen kann. Sie sollten einmal den hausgemachten Bericht der Bundesregierung lesen!   

 

 

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