21.02.2022 | Warnung – cybercrime im Kunstmarkt

Derzeit kursiert eine Betrugsstrategie, die mit einem raffiniert inszenierten Identitätsschwindel versucht, Kunstwerke im Namen von Galerien zu verkaufen. Die Kontaktaufnahme erfolgt häufig über E-Mail. Geschädigt werden Galerien und Kunstkäufer gleichermaßen.

Eine Mitgliedsgalerie des BVDG wurde mit einer Betrugsstrategie konfrontiert, über die artnet jüngst berichtet hatte. Es handelt sich dabei um Identitätsschwindel, durch den sowohl Galerien als auch Sammler und Kunden geschädigt werden können.

Der Betrüger eignet sich neben Daten, Adressen, E-Mail-Accounts und Signaturen auch Abbildungen von Kunstwerken an, die vom seriösen Handel zum Verkauf angeboten werden. Er erlangt diese durch Abgrasen einschlägiger Plattformen wie Artsy, Websites oder – besonders dreist – durch direkte Kontaktaufnahme mit seinem Opfer via E-Mail.

Ziel des Betrügers ist es, mit den abgegriffenen Daten und Abbildungen anderen Interessenten im Namen der geschädigten Galerie Kunstwerke (die ihm nicht gehören) zu verkaufen.

Im vorliegenden Fall bekundete der Betrüger Kaufinteresse an einem hochpreisigen Gemälde. Die Anfrage erschien zunächst unverdächtig. Als der vermeintliche Kaufinteressent auf schnelle Abwicklung und sofortige Rechnungsstellung drängte, wurde eine Mitarbeiterin der Galerie stutzig. Sie hatte über den Betrugsfall auf artnet gelesen – und der Name des „Interessenten“ stimmte tatsächlich mit jenem in dem artnet-Artikel überein: Altavilla. Dem Betrüger war daran gelegen, ein Rechnungsmuster von der deutschen Galerie zur erlangen, um fingierte Rechnungen zu gefakten Angeboten an arglose Sammler zu stellen. Tatsächlich gibt es einen bekannten italienischen Galeristen namens Marco Altavilla (Galerie T293, Rom). Diese Galerie wurde – offenkundig von demselben Betrüger – ebenfalls gehackt und warnt auf ihrer Website nun ihrerseits vor gefakten E-Mails.

Die BVDG-Mitgliedsgalerie hat den Betrug rechtzeitig erkannt und keinen weiteren Schaden erlitten.

Empfehlung:

•  Vorsicht bei unbekannten Neukunden - ebenso bei E-Mail-Anfragen von vermeintlichen Kollegen, die einem spanisch vorkommen. E-Mail-Adresse checken! Oft verbirgt sich dort ein minimaler Hinweis - z.B. Zahlen, die dort nicht hingehören.

•  Wird Druck bezüglich der Abwicklung, Versand, Rechnungstellung etc. gemacht: Versuchen Sie, den vermeintlichen oder „echten“ Kollegen telefonisch zu erreichen, um sich Klarheit über dessen Identität zu verschaffen.

•  Aktuell bitte Vorsicht bei Anfragen folgender Mail-Adressen: marco.altavilla74@hotmail (oder: outlook).com

•  Schauen Sie sich die Kopien der Ausweise von Kaufinteressenten sehr genau an. Diese müssen zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten des GwG angefordert werden. Im aktuellen Fall war zumindest auf den zweiten Blick erkennbar, dass die Porträtfotografie des echten römischen Galeristen in einen (möglicherweise gefälschten) Ausweis hineinkopiert war.

 

Achtung! Betrugsfällen durch Identitätsschwindel