30.01.2017 | TALKING GALLERIES 2017 Barcelona ǀ 16. - 17.01.2017

TALKING GALLERIES ist eine Plattform für Kunstmarktakteure. Ein Kurzbericht über das diesjährige Symposium.

TALKING GALLERIES ist eine Plattform für Kunstmarktakteure – aus Galerien und Kunsthandlungen, Auktionshäusern und Messen sowie aus privaten und öffentlichen Institutionen und Verbänden. Auf den jährlichen Symposien in Barcelona, den Diskussionspanels in aller Welt und in den Think Tanks geht es um den intensiven Austausch zu neuesten Entwicklungen und Trends der Kunstbranche, hier berichten Professionals von ihren Erfahrungen, Beobachtungen und Ideen.

Ein gut gelauntes Statement von einem, der alles richtig gemacht zu haben scheint, gab den Auftakt zum perfekt organisierten Symposium in Barcelona. Thaddeus Ropac berichtete im Plauderton von seinem illustren Galeristencurriculum. All die Galeristen machen alles richtig, die leidenschaftlich mit der Kunst leben, Künstler fördern, an diese auch unter widrigen Umständen beständig glauben, die Produktion von masterpieces ermöglichen, sorgfältig kuratierte Ausstellungen in eigenen Galerieräumen präsentieren, publizieren, auf allen Kanälen kommunizieren, auf Messen vertreten sind und mit Kollegen und Institutionen kooperieren…

Läuft es trotzdem nicht? Das ist die andere Seite der Medaille so schöner Geschichten: die Zeiten ändern sich: die Künstler sind anders und die Kunst auch, die Kommunikation läuft anders, die ganz anderen Sammler sammeln anders, Museen haben kein Geld mehr für Ankäufe, Messen werden immer mehr und teurer, politische, steuer- und urheberrechtliche Bedingungen haben sich geändert …

Patentrezepte für erfolgreiche Galeriearbeit gibt es nicht. Die Diskussionen auf den Panels und der Austausch mit den Teilnehmern boten jedoch zahlreiche Anregungen, Beobachtungen und Ideen und Themen-Gewichtungen für die eigene Strategie zu prüfen.

Gewisse Einigkeit herrschte darüber, dass die Galerie als analoger Ort der Kommunikation und Vermittlung das Herz des Kunstvermittlungsgeschäfts bleiben wird. Von hieraus müssen – persönlich und inhaltsorientiert – die Beziehungen zu Multiplikatoren, Sammlern und Künstlern sorgfältig gepflegt werden und hier muss in engster Zusammenarbeit mit dem Künstler alles stimmen, wenn Kunst gezeigt wird. Die Galerievertretung bleibt ein entscheidender Faktor für die Karriere eines Künstlers.

Einigkeit herrschte auch darüber, dass die „Ausbildung“ von Sammlern eine essentielle Aufgabe sei: „We have to nurture conoisseurs and not investors, we have to invest in people who believe in cultural content“ (T. Ropac). Das ist ein hehres Anliegen und ist leichter einzuhalten, wenn man seine Kunstwerke, für die die Sammler Schlange stehen, ausgewählt platzieren kann und nicht überhaupt erst Interesse und Verlangen generieren muss. Bei dieser Diskussion lag der Fokus zudem auf der Vermittlung etablierter, dauerhaft-materieller Kunst. Die Präsentation und Vermittlung von Performance, Videokunst, transitorischen Installationen, nicht materieller Konzeptkunst oder gar VR-Kunstwerken blieb unbeachtet.

Die Meinungen gingen darüber auseinander, ob man als Galerie eher an Profil gewinnt und dauerhaft Künstler binden kann, wenn man ein bestimmtes Programm verfolgt oder die Auswahl der vertretenen Künstler sich eher an persönlichen Gemeinsamkeiten und Sympathien im spezifischen „Galerienetzwerk“ aus Künstlerkollegen-Inhaber-Mitarbeiter orientiert. Besonders überzeugend trotz seiner leicht knurrigen Art war der französische Galerist Jocelyn Wolff, dem es wichtig ist, ob die Persönlichkeit eines Künstlers in die „ideelle Familie“ Galerie zu integrieren ist und dadurch produktive Impulse für das Ganze entstehen.

Messen bleiben enorm wichtig für die breite Sichtbarkeit der Galerie und ihrer Künstler, für die direkte und konzentrierte Kommunikation mit den Kunstmarktakteuren, den Kunden, der Presse und den Vertretern öffentlicher Institutionen und letztlich bleiben Messeauftritte bestimmend für den Wert der Galerie in den professionellen Anerkennungsnetzwerken. Für die Zukunft erwarteten die Panelteilnehmer noch mehr, und noch mehr spezialisierte und regional fokussierte Messen.

Kooperation bleibt ein wichtiger Baustein einer erfolgreichen Geschäftsstrategie. Zusammenarbeit findet nun auch mit einst traditionell gemiedenen Akteuren statt: ausschlaggebend ist, ob positive synergetische Effekte generiert werden können.  

Eine professionelle social media-Strategie ist ein wichtiger Baustein der Kommunikation und muss Schritt mit dem rasanten technologischen Entwicklungsprozess halten. Hier zählt das persönliche Schreiben, das Erzählen kleiner Geschichten, die schnelle Reaktion und echte Konversation. Filme – kurz und mit wenig Aufwand produziert – versprechen Aufmerksamkeit und Interesse.

Bereits drei Mitschnitte der zweitägigen Konferenz sind online gestellt auf: http://www.talkinggalleries.com/tg-tv/
Weitere Dokumentationen sollen folgen.

Oder direkt zu sehen auf youtube:
"The Global Gallery" | Thaddaeus Ropac | Eröffnungs-Statement

"The Evolving Fair Situation" | Panel Discussion mit Victoria Siddall, Frieze / Jean Frémon, Galerie Lelong / Elba Benítez, Galería Elba Benítez / Moderation Georgina Adam, Financial Times + The Art Newspaper

"New Models in Collaboration: The Gallery and Auction House Relationship" | Panel Discussion: Susan Dunne, Pace Gallery / François Chantala, The Thomas Dane Gallery / Martin Klosterfelde, Sotheby’s / Simon de Pury, de Pury de Pury / Moderation Jeffrey Boloten, Sotheby’s Institute of Art

TG2017 Jesse Ringham ǀ SUTTON London ǀ SOCIAL MEDIA. ANALYSING YOUR INVESTMENT